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Energiepotenzial besser nutzen

Die Renggli AG ist spezialisiert auf den energieeffizienten Holzbau und gehört zu den Pionieren des Minergie-Standards. Simone Leicht, Leiterin Marketing und Kommunikation, ist überzeugt, dass mit einer Zustimmung zum neuen Energiegesetz das nachhaltige Bauen in der Schweiz stark gefördert werden kann.

Die Renggli AG ist für ihre Minergie-Bauten bekannt. Hat die Nachfrage in den letzten Jahren zugenommen? Ist das Bewusstsein für den sparsamen Umgang mit Energie gestiegen?

Simone Leicht: Seit den Anfängen von Minergie vor rund 20 Jahren hat das Interesse der Bauherren an energieeffizienten Bauten spürbar zugenommen. Inzwischen wurden über 43 000 Gebäude nach Minergie zertifiziert. Die Motive dafür sind unterschiedlich: zum einen aus Überzeugung und für aktiven Umweltschutz, zum anderen aber auch aufgrund der Betriebskosten und der Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und deren unsicherer Preisentwicklung. Ein Minergie-A-Gebäude hat eine positive Energiebilanz. Es produziert seinen Strom für Heizung, Warmwasser, Lüftung und Verbrauchsgeräte komplett selbst und meistens sogar einen Überschuss.

Gilt dies sowohl für Ein- und Mehrfamilienhäuser als auch für Industrie- und Gewerbegebäude?

Minergie ist neben Wohnbauten selbstverständlich auch für Industriebauten möglich. Zum Beispiel ist unser Produktionswerk in Schötz ein Minergie-Gebäude. Eine bekannte grosse Überbauung ist das Freilager Zürich mit seinen drei Langhäusern im Minergie-P-Eco-Standard. Auch Gebäudemodernisierungen lassen sich mit Minergie zertifizieren, wie das Projekt «La Cigale» in Genf zeigt, dessen Mehrfamilienhäuser nach der Sanierung nun Minergie-P-zertifiziert sind.

Wie haben sich die Preise entwickelt? Ist nachhaltiges Bauen günstiger geworden?

Die Entwicklung der Preise ist differenziert zu sehen. Vor allem haben sich in den letzten Jahren die Technologien entwickelt und die Effizienz konnte gesteigert werden. So haben beispielsweise heutige Solarpaneele auf der gleichen Fläche eine höhere Leistung. Bei der Betrachtung der Gebäudekosten darf man nicht nur die reinen Gestehungskosten betrachten, sondern muss die Gesamtkosten bewerten – also inklusive aller Betriebskosten während der Nutzung. Lebt man 40 oder 50 Jahre in einem Passivhaus und produziert seine Energie komplett selbst, macht sich die Anfangsinvestition mehrfach bezahlt.

Das Energiesparpotenzial beim bestehenden Gebäudepark ist riesig. Wo liegen die heutigen Schwachpunkte und wie kann man sie beheben?

Ein grosser Teil des Schweizer Gebäudeparks ist zwischen 50 und 90 Jahre alt. Die Gebäudehüllen sind zu schwach isoliert. Sehr viel Wärme entweicht einfach. Meistens sind sie noch mit konventionellen Ölheizungen ausgestattet. Es ist empfehlenswert, zu einem frühen Zeitpunkt nach vorne zu schauen und das Gebäude und seine energetische Situation unter die Lupe zu nehmen. Der Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) bewertet die Liegenschaft im Hinblick auf die Gesamtenergieeffizienz inklusive Gebäudehülle, Gebäudetechnik und elektrischer Einrichtungen. Er enthält Empfehlungen, mit welchen konkreten Massnahmen die Energieeffizienz verbessert werden kann und wie erneuerbare Energien eingesetzt werden können.

Am 21. Mai stimmen wir über das Energiegesetz ab. Wird damit auch das nachhaltige Bauen gefördert?

In der Energiestrategie ist die Steigerung der Energieeffizienz ein wichtiges Thema. Die Befürworter haben klar erkannt, wo die grössten Potenziale liegen: Fast die Hälfte des Schweizer Gesamtenergieverbrauchs fliesst in den Gebäudepark, ein Drittel in die Mobilität. Da die Technik für energieeffiziente Bauten seit vielen Jahren vorhanden ist – Renggli hat die ersten Passivhäuser der Schweiz vor knapp 20 Jahren gebaut, und sie funktionieren bis heute tadellos –, liegt die grösste Hebelwirkung darin, die 1,4 Millionen sanierungsbedürftigen Gebäude möglichst schnell auf mehr Energieeffizienz umzustellen.
Aktuell haben wir eine Sanierungsrate von knapp einem Prozent. Die kann problemlos gesteigert werden. Das geht mit finanziellen Anreizen erfahrungsgemäss schneller, da die Bauherren bei den Anfangsinvestitionen entlastet werden.

Kommen wir dem Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft näher?

Schrittweise – wünschenswert für unsere Umwelt und unser Klima wäre, dass es schneller ginge. Das Bewusstsein ist gestiegen, aber die Schweiz schöpft ihr derzeitiges Potenzial nicht aus. Hierzulande gibt es vor allem im Energiesektor viele Innovationen. Die Technik ist da, man muss sie nur nutzen. (pf.)

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