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Nachhaltig anlegen
Die Vermögen nachhaltiger Publikumsfonds haben sich in der Schweiz über die letzten zwölf Monate mehr als verdoppelt. 775 Milliarden Franken sind 2021 in solche Anlagen investiert. Einige dieser Fonds nutzen neuerdings auch Klimastrategien. Strategien zur Steuerung von Klimarisiken sind höchst anspruchsvoll und stellen für Fondsanbieter Neuland dar, das zeigt die neueste Sustainable-Investments-Studie der Hochschule Luzern.
Nachhaltige Investments sind weiter im Aufschwung: Das Angebot nachhaltiger Schweizer Publikumsfonds wächst im Vergleich zum Vorjahr von 777 auf 1’289 Fonds (+66 Prozent). Die darin verwalteten Vermögen steigen von 316 auf 775 Milliarden Franken (+145 Prozent). Welche Fonds als «nachhaltig» bezeichnet werden sollen, ist allerdings eine kontroverse Debatte. Seit März 2021 gibt die EU hierzu Standardisierungsvorgaben. Die Studie zeigt nun, dass der EU-Regulierungsansatz noch wenig griffig ist und sehr viel Interpretationsspielraum lässt. «Nur solche Fonds sollten als nachhaltig gelten, bei denen Nachhaltigkeitsaspekte wesentlich für die Fondsstrategie sind», folgert Manfred Stüttgen, Co- Autor der Studie und Dozent an der Hochschule Luzern. «Kommunizieren Fondsanbieter transparent und verbindlich ihr Nachhaltigkeitsversprechen, so deutet dies auf eine höhere Nachhaltigkeitsgüte der Anlage hin», ergänzt Co-Studienautor Brian Mattmann.
Die Hälfte der nachhaltigen Fonds erfüllen Pariser Klimaziele
200 der gesamthaft 1'289 nachhaltigen Fonds verwenden klar erkennbar eine Klimastrategie. Klimastrategien sind im Anlagebereich eine Innovation. Fonds mit Klimastrategien orientieren sich an ausgewählten Klimazielen und Klimametriken. So will man Portfolios dekarbonisieren, finanzielle Klimarisiken von Anlagen steuern, schädliche Umweltwirkungen von Anlagen eindämmen oder attraktive Zukunftschancen erschliessen. Als geeignete Messgrössen gelten die CO2-Intensität von Anlagen, ihr Temperaturpfad oder die Kompatibilität mit dem Pariser Klimaabkommen. Die Arbeit mit diesen Metriken ist jedoch höchst anspruchsvoll und noch wenig normiert.
Die Studie zeigt, dass nachhaltige Fonds die Pariser Klimaziele häufiger erfüllen als konventionelle Fonds. Nachhaltige Fonds investieren vermehrt in Unternehmen, die ihre CO2- Emissionsbudgets gemäss dem Pariser Klimaabkommen einhalten. «Die Umsetzung der Pariser Klimaziele in Portfolios ist allerdings komplex, unterschiedliche Umsetzungsstrategien führen zu widersprüchlichen Ergebnissen», sagt Brian Mattmann von der Hochschule Luzern.
Fondsanbieter investieren in Klimaexpertise
Die mangelnde Verfügbarkeit von validen Daten, robusten Modellierungsmethoden und belastbaren Zukunftsszenarien sind Stolpersteine in der Umsetzung. Viele Fondsanbieter bauen aktuell Know-how auf, um Klimaziele mittels geeigneter Anlagestrategien zu erreichen. Neue regulatorische Vorgaben der EU setzen zudem Standards, an denen sich Fondsanbieter bei der Umsetzung der Pariser Klimaziele zukünftig orientieren können. Obwohl vermehrt Klimamessgrössen bei Finanzanlagen verfügbar sind, ist es – zumindest für Privatinvestoren – heute noch kaum möglich, Fonds auf ihre Klimafreundlichkeit zu prüfen.
Vorreiter in der Umsetzung von Klimastrategien bei Anlagen sind Passivfonds, die sich an nachhaltigen Indizes ausrichten. Von total 227 nachhaltigen Passivfonds verfügt bereits ein Viertel über eine verständliche Klimastrategie. «Vergleicht man Klimastrategien von Fonds, so sind passive Nachhaltigkeitsfonds oft leichter verständlich als aktiv gemanagte Nachhaltigkeitsfonds», kommentiert Manfred Stüttgen. Allerdings spielen auch regionale Unterschiede im Anlagefokus eine wesentliche Rolle dafür, wie kohlenstoffintensiv ein Fonds ist. Ob Klimastrategien im Investmentprozess generell ein klimafreundlicheres Wirtschaften fördern, stellen die Studienautoren in Frage. «Primär dürften Klimastrategien im Portfolio dazu dienen, finanzielle Klimarisiken und -chancen systematischer zu kontrollieren», so Manfred Stüttgen.
Viele neue Anbieter treten in den Markt ein und werben um nachhaltige Anleger
214 Anbieter konkurrieren heute um das Geld nachhaltiger Anlegerinnen und Anleger im Schweizer Fondsmarkt. 40 dieser Anbieter markierten in den letzten zwölf Monaten erstmals Präsenz. Die Top-50 Fondsanbieter – gemessen am verwalteten Fondsvermögen – konnten alle am rasanten Wachstum partizipieren. Neugeldzuflüsse sind der Haupttreiber dieses Wachstums. Die Wettbewerbsdynamik ist allerdings intensiv und Marktanteile verschieben sich. Neue Nachhaltigkeitsfonds finden sich in praktisch allen wichtigen Produktsegmenten. Auch in den Nischen wie beispielsweise nachhaltigen Immobilienfonds, Staatsanleihenfonds, Geldmarktfonds, Rohstofffonds und nicht zuletzt den weiterhin stark wachsenden thematisch orientierten Klimafonds.
IFZ Sustainable Investments Studie 2021
Die jährlich erscheinende IFZ Sustainable Investments Studie der Hochschule Luzern untersucht nachhaltige Investmentfonds mit öffentlicher Vertriebszulassung in der Schweiz. Dieses Jahr widmen sich die Studienautoren speziell dem Thema Klimarisiken und -strategien nachhaltiger Fonds. Die Studienergebnisse wurden am Sustainable Investments Day vorgestellt, der in diesem Jahr am 18. November 2021 in Zürich stattfand. (pd.)
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