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  • Altbundesrat Ueli Maurer im Gespräch mit Moderator Fabian Unteregger am Wirtschaftsforum Unterwalden in Stans am 20. September 2023Altbundesrat Ueli Maurer im Gespräch mit Moderator Fabian Unteregger

Von Amtschimmeln und Anti-Verwaltungsräten

Das diesjährige Wirtschaftsforum Unterwalden widmete sich dem Wandel. Stargast war Altbundesrat Ueli Maurer, doch die spannendsten Inputs kamen von Investor Urs Wietlisbach und von Verwaltungsrats-Veteran Beat Hess.

Dass der Wandel die einzige Konstante im Leben ist, wusste schon der griechische Philosoph Heraklit vor 2500 Jahren. Dass das 14. Wirtschaftsforum Unterwalden zum ersten Mal nach einer pandemiebedingten vierjährigen Pause stattfand, zeigt dies treffend. Auf Corona folgten der Krieg in Europa, Liefer- und Energieengpässe, massive Teuerung, Umwälzungen auf dem Arbeitsmarkt (Fachkräftemangel, Generationenwechsel von den Babyboomern zur Generation Z) etc.

Rund 400 Gäste aus der Nidwaldner und Obwaldner Wirtschaftsszene kamen letzte Woche am 20. September in die Stanser Turmatthalle, um zu sehen und hören, was prominente Redner zum Thema «Wandel» zu sagen hatte.

«Zugpferde statt Amtsschimmel»

Angeführt wurde das Ensemble von Ueli Maurer, SVP-Bundesrat von 2009–2022 (Bild oben). Bei seiner Kritik an der zunehmenden Zentralisierung, Bürokratisierung und Machtballung in der Verwaltung, der Professionalisierung des Parlaments und der damit verbundenen Gefährdung des Milizgedankens drückte auch der Alt-Parteipräsident durch. Aufschlussreicher waren seine Ausführungen zum chronisch überlasteten Regierungsgremium. Allein die Traktandenliste der wöchentlichen Sitzung sei 40 Seiten lang: «Mit 150 Traktanden pro Sitzung hat der Bundesrat keine Chance, die Geschäfte detailliert zu studieren», sagte Ueli Maurer.

Vieles am Wandel werde durch kurzfristige Themen unter Einfluss der Öffentlichkeit verursacht. Nach Maurers Meinung müsste der Bundesrat mehr strategisch handeln: mehr führen, mehr die Richtung des Wandels vorgeben. «Es braucht mehr Zugpferde, also Persönlichkeiten mit einer eigenen Meinung, und weniger Amtsschimmel, also Experten, die nur nachvollziehen.»

Unternehmer Urs Wietlisbach referiert über Private Equity und Impact Investing


Wie ein Unternehmer seine Schwächen kompensiert

Urs Wietlisbach ist Mitgründer der erfolgreichen Partners Group mit Sitz in Baar ZG, der sich auf Private Equity und andere alternative Anlagen spezialisiert hat. Wietlisbach gab zunächst Einblick in die für viele Teilnehmende unbekannte Welt des Investierens in Unternehmen, die nicht an der Börse kotiert sind. Seiner Meinung nach ist Private Equity die neue traditionelle Anlageklasse, während das Investieren an der Börse immer mehr zur alternativen Anlageklasse werde. Interessant auch seine Ausführungen zum Unternehmertum: «Ein guter Unternehmer weiss nicht nur, was seine Schwächen sind. Sondern er holt die besten Leute, um die eigenen Schwächen zu kompensieren.» Im besten Fall beteilige er diese gleich noch an der Firma. Das Gründer-Trio der Partners Group mit Urs Wietlisbach, Alfred Gantner und Marcel Erni stehe beispielhaft dafür. Neben seiner ordentlichen Geschäftstätigkeit hast sich Wietlisbach auf das so genannte «Impact Investing» spezialisiert – also auf globale nachhaltige Investitionen, die aber trotzdem profitabel sind.

Rechtsanwalt und VR-Veteran Beat Hess im Gespräch mit Moderator Fabian Unteregger


Keine Ja-Sager und Selbstdarsteller im Verwaltungsrat

Ein Heimspiel genoss der Beat Hess. Der Rechtsanwalt aus Engelberg verfügt nach einer langen Karriere in Geschäftsführungen und Verwaltungsräten von globalen Giganten wie Holcim, Nestlé, Sonova, BBC/ABB oder Shell über eine geballte Ladung an Führungserfahrung und im Umgang mit Wandel und Transformation. In einer launigen Rede teilte Hess zahlreiche Anekdoten. Etwa von einer Verwaltungsratssitzung bei ABB, in der Donald Rumsfeld – der spätere US-Verteidigungsminister in der Regierung von George W. Bush – von Beat Hess wissen wollte, im Verwaltungsrat welcher Firma er hier genau sei und weshalb das Honorar in Schweizer Franken ausbezahlt werde…

«Jede Krise ist Chefsache und muss vom Verwaltungsratspräsidenten gemanagt werden», weiss Hess aus fünf Jahrzehnten Erfahrung. Bei den ersten Anzeichen einer Krise müsse der VRP das Heft in die Hand nehmen. Die Frage nach dem idealen Profil eines Verwaltungsrats beantwortet Hess in Form einer Nicht-Liste. In einen schlechten Verwaltungsrat gehörten Ja-Sager, Wichtigtuer, Modewort-Nacherzähler, Ja-Sager, Endlos-Memo-Schreiber, Selbstdarsteller, Zu-spät-Kommer, Erst-zum-Apéro-Kommer und Fragesteller, die selbst die Antwort geben. (sir.)

(Bilder: WFU)

400 Gäste in der gefüllten Stanser Turmatthalle

 

 

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