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  • Blick auf die SkiArena Andermatt-Sedrun-Disentis. Es ist das grösste Wintersportgebiet der Gotthardregion und zugleich ideale Plattform für Produktetests des Urner Alpintechnik-Clusters. Bild: PD

Hochspezialisiert inmitten der Berge

Uri hat sich zu einem Cluster für Alpintechnik entwickelt, sei es für den Bau von Seilbahnen, Pistenfahrzeugen oder für die Entwicklung intelligenter Betriebssysteme. Dass ausgerechnet hier weltweit führende Firmen hinziehen, hat drei Gründe – und mit hemdsärmeligen «Büezern» zu tun.

Sie sind überall. Auf dem Titlis, in Sörenberg, in Andermatt. Auf dem Stoos, der Melchsee-Frutt oder der Rigi. Gemeint sind die Pistenfahrzeuge von Kässbohrer. Die Firma mit Hauptsitz im deutschen Laupheim ist die weltweite Marktführerin für Fahrzeuge in der Pisten- und Loipenpflege – und seit einigen Jahren auch in unserer Region beheimatet.  

2019 verlegte sie ihre Schweizer Niederlassung von Möriken im Kanton Aargau nach Altdorf in den Kanton Uri. «Hier sind wir näher an den Bergen», begründet Remo Bulgheroni, Geschäftsführer der Kässbohrer Schweiz AG. Das sei von zentraler Bedeutung: «Früher mussten wir mindestens eine Stunde fahren, um zu unserer Kundschaft zu gelangen. Heute erreichen wir fast 30 Skigebiete innerhalb einer Stunde.» 

Die kurzen Strecken sind für die Verkäufer, aber auch für die Mechaniker wichtig. Denn in den Wintermonaten sind sie dauernd auf Achse. Gibt es ein Problem an einem Pisten-Bully, rücken sie aus. «24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche», wie Bulgheroni Stolz hinzufügt. 

Viele spezialisierte Firmen auf engstem Raum 

Dass sich mit Kässbohrer die weltweite Nummer 1 für Pistenfahrzeuge in Altdorf niedergelassen hat, ist kein Zufall. Der Kanton Uri versucht seit einigen Jahren, sich als Standort für Alpintechnik zu positionieren.  

Mit Erfolg, wie sich nun zeigt. Neben Kässbohrer hat sich beispielsweise die Technoalpin Schweiz AG kürzlich zum Standort bekennt. Sie wird den Sitz von Flüelen nach Schattdorf verlegen, wo das Unternehmen, das weltweit führend im Bau und in der Entwicklung von Beschneiungsanlagen ist, ein grosses Büro- und Lagergebäude realisiert.  

Damit nicht genug. Im Urner Talboden sind weitere spezialisierte Firmen aus der Branche beheimatet, etwa die Sisag AG (Seilbahnsteuerungen), die Wipfli AG (Schwer- und Spezialtransporte), die Remec AG (Digitalisierung alpiner Anlagen) oder die Swiss Helicopter AG (Flugunternehmen). Und wenige Autominuten entfernt, im Nachbarkanton Schwyz, liegen die Garaventa AG (Seilbahnbau) und die Immoos GmbH (Bergungs- und Sicherheitssysteme). Sie bilden den sogenannten Alpintechnik-Cluster, also ein dichtes Netz an Produzenten, Dienstleistern und Handwerkern, ohne die der moderne alpine Tourismus nicht funktionieren würde.  

Die verschiedenen Kompetenzen der Unternehmen sollen nun noch besser vernetzt werden. Dafür haben die Firmen mit der Wirtschaftsförderung Uri die Webseite www.alpintechnik.ch lanciert. Dies, um sichtbarer zu werden sowie um neue Arbeitskräfte und Unternehmen in diesem Bereich anzusprechen. 

Lob für wirtschaftliche Rahmenbedingungen 

Im Alpintechnik-Cluster Uri siedeln sich aber nicht nur neue Firmen an. Die Sisag AG ist das beste Beispiel, dass hier auch lokale Unternehmen bestehen und sich weiterentwickeln können. Was 1985 in einer Garage in Altdorf begann, hat sich mittlerweile zum schweizweit grössten Player für Seilbahnsteuerungen entwickelt – inklusive neuem Campus mit öffentlichem Restaurant und Hotel.  

«Wir sind froh, konnten wir stetig wachsen», sagt Geschäftsführer Marco Zgraggen. Damit spricht er nicht nur die vollen Auftragsbücher an, sondern auch die guten Rahmenbedingungen im Kanton Uri. «Beim Bauen wird einem keine Steine in den Weg gelegt», nennt Zgraggen ein Beispiel. Auch die Wege zu den Behörden seien kurz. «Man kennt sich hier», sagt der gebürtige Urner.  

Und kennen, das täten sich auch die Firmen untereinander. Man stehe ständig in Kontakt, erzählt sowohl Marco Zgraggen als auch Remo Bulgheroni. Was sie vereine, sei dieselbe Kundschaft. Und, so Zgraggen: «Wir haben alle dieselben Ansprüche: Was wir bauen, soll für die Ewigkeit halten.» 

Mitarbeitende haben Bezug zu Region – und zu Produkten 

Die Nähe zu den Bergen, die optimalen Rahmenbedingungen – unabhängig voneinander nennen Zgraggen und Bulgheroni noch einen dritten Grund, wieso Uri der perfekte Standort für den Alpintechnik-Cluster ist. Dazu der Kässbohrer-Chef: «Es ist hier einfacher, Personal zu rekrutieren, weil praktisch alle unserer Mitarbeitenden aus der Region kommen und eine Beziehung zu den Bergen haben. Sie kennen das Einsatzgebiet und sind in ihrer Freizeit selber gerne draussen am Skifahren, Klettern oder Mountainbiken. Sie können sich mit unseren Produkten identifizieren.» 

Während Kässbohrer 30 Personen in Altdorf beschäftigt, sind für Sisag 150 Leute in Schattdorf tätig. Beide bilden zudem Lernende aus. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sei dies ein Vorteil, sagt Marco Zgraggen. «Von den 100 Lernenden, die wir bisher ausgebildet haben, sind über 30 noch oder wieder in der Firma tätig. Das zeigt, dass wir eine tolle Unternehmenskultur haben.» Zgraggen selbst ist das beste Beispiel für diese Kontinuität: Der gelernte Elektroniker war 1987 der erste Lernende der Sisag AG und führt heute – nach einem Studium und Zwischenstationen – die Firma.  

Zgraggen und Bulgheroni sind sich auch darüber einig, dass ihre Mitarbeitenden zum Funktionieren des Alpintechnik-Clusters in Uri beitragen. Sie seien alle halt etwas «hemdsärmelig», so Bulgheroni, respektive «vom selben Schlag», wie es Zgraggen nennt. Kurz: «Wir sprechen alle dieselbe Sprache.»  

Potenzial im Cluster: Aus- und Weiterbildungen 

Wer mit den beiden Unternehmern spricht, könnte meinen, der Alpintechnik-Cluster ist bereits fertig entwickelt. Besonders in einem Punkt gibt es aber noch Potenzial, wie Marco Zgraggen ausführt: bei der Aus- und Weiterbildung. Hier könnten die Unternehmen zusammenspannen, findet der Sisag-Chef, wobei er sich bewusst sei, dass dies viel Arbeit und Wille erfordern würde.  

Immerhin: Platz für weitere Firmen und Kooperationspartner hat es im Urner Talboden, etwa im Gebiet Werkmatt in Altdorf, wo Kässbohrer gebaut hat. So oder so: Schon heute sorgen die Firmen im Alpintechnik-Cluster dafür, dass praktisch jedes Ski- und Berggebiet im Alpenraum mit Geräten und Technik aus Uri versorgt ist – vom Titlis bis nach Sörenberg und Andermatt, vom Stoos bis zur Melchsee-Frutt und der Rigi. (red.)

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