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Ob Sozialarbeiter, Umweltingenieurin, Architekt oder Informatikerin: Die Hochschule Luzern ermutigt Frauen und Männer, das zu studieren, was ihnen Spass macht. Bild: Hochschule Luzern
Leidenschaft für den Beruf
Eine Ingenieurin und eine Erziehungswissenschaftlerin erzählen, was sie an ihrer Arbeit fasziniert – und weshalb Berufswahl nichts mit Geschlecht zu tun haben sollte. Beide dozieren und forschen an der Hochschule Luzern (HSLU).
«Frauenberuf» und «Männerberuf» – was heisst das schon? Natürlich: Es gibt nach wie vor viele Berufe, die typischerweise von Frauen oder von Männern ausgeübt werden. In der Sozialen Arbeit oder im Ingenieurwesen zum Beispiel. Wie gut und gern man aber eine Arbeit macht, hängt in erster Linie mit persönlichem Interesse, Leidenschaft und Faszination zusammen. Das bestätigen zwei Frauen, die sich für komplett unterschiedliche Berufsrichtungen entschieden haben – und beide überzeugt sind, am richtigen Ort zu sein.
In diesem Beitrag kommen sie gleich selbst zu Wort: Zum einen Priska Herzog, Maschineningenieurin und Dozentin am Departement Technik & Architektur. Zum anderen die Erziehungswissenschaftlerin Stefania Calabrese, die als Projektleiterin und Dozentin am Departement Soziale Arbeit tätig ist.
«Man muss nicht schon als Kind ein Technik-Freak sein»
Priska Herzog, Maschineningenieurin und Dozentin am Departement Technik & Architektur
«Früher hatte ich vor, Kunst zu studieren. Ich war überzeugt, um in eine technische Richtung zu gehen, müsse man quasi als ‹Technik-Freak› geboren sein und sich schon als Kind für Maschinen aus Lego und Computerkurse begeistern. Bei mir war das nicht der Fall, ich sah mich eher im kreativen Bereich. Aber Zahlen lagen mir, und Mathe hat mir nie Schwierigkeiten bereitet. Vor allem aber realisierte ich: Ein Beruf im Maschinenbau hat sehr viel mehr mit Kreativität zu tun, als man denkt. Denn letztlich geht es immer darum, für ein Problem passende Lösungen zu finden. Und das in allen möglichen Lebensbereichen: Ich kann als Maschineningenieurin in der Medizintechnik, in einer Fahrzeugproduktion oder sogar der Raumfahrt arbeiten. Die Idee, man hätte nach dem Studium nur mit schweren Baumaschinen zu tun, ist überholt. Zudem motiviert mich, dass ich mit meinem Job einen grossen Hebel für Veränderungen habe. Zum Beispiel in der Nachhaltigkeit: Wir brauchen leichtere und effizientere Autos, Energiespeicher, Energiekraftwerke – bei all diesen Entwicklungen spielt der Maschinenbau eine entscheidende Rolle. Mein Werdegang hat mich auf jeden Fall gelehrt, dass wir weg kommen müssen von klischeehaften Berufsbildern, sondern studieren sollten, was uns am meisten begeistert. Und dass es sich nicht lohnt, auf ‹Ich kann das nicht›-Gedanken zu hören.»
«Die Passion für Menschen am Rande der Gesellschaft treibt mich an»
Stefania Calabrese, Erziehungswissenschaftlerin, Dozentin am Departement Soziale Arbeit
«Ich hatte als Jugendliche nie einen Traumberuf. Aber ich wusste: Am meisten interessiert mich der Mensch. Ausschlaggebend für meine Laufbahn war ein Praktikum in einer Einrichtung, in der ich stark verhaltensauffällige Bewohnerinnen und Bewohner betreute. Seither beschäftigt mich die Frage: Was muss in einem Leben alles passieren, dass man sich nur noch über Aggression ausdrücken kann? Ich spezialisierte mich auf Verhaltensauffälligkeiten von Personen mit Behinderungen. Zuerst im Studium und in der Praxis, heute lehre und forsche ich auf diesem Gebiet. Meine Arbeit dreht sich um Situationen, in denen es wirklich ‹chlöpft und tätscht› – und zwar in einem Ausmass, das sich viele wohl gar nicht vorstellen können. Wenn man solche Momente hautnah miterlebt, ist das nicht immer einfach. Aber die Passion für jene Menschen, die so oft auf verlorenem Posten am Rande der Gesellschaft stehen, treibt mich an. Ich will mit meiner Forschung erreichen, dass Betroffene noch besser betreut werden. Dass wir für sie ein Umfeld schaffen, welches hilft, Lebensqualität zu gewinnen und damit Aggressionen abzubauen. Dafür braucht es mehr und professioneller ausgebildete Fachpersonen – ob Frauen oder Männer spielt überhaupt keine Rolle. Viel wichtiger sind ein gutes, soziales Gespür und der Ansporn, sich für das Wohl anderer einzusetzen und das nötige Fachwissen zu erwerben.»