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Inwil gibt mit Bio Gas
Inwil. Die Biogasanlage produzierte 2015 über 25 Gigawattstunden Biogas – ein Rekordergebnis. Damit tragen die Inwiler knapp 10 Prozent zur gesamtschweizerischen Biogasproduktion bei.
Noch nie wurde in Inwil so viel Biogas produziert wie 2015: 25,1 Gigawattstunden. Die SwissFarmerPower Inwil AG, kurz SFPI, legte damit ein Rekordergebnis hin. Die Anlage verarbeitet jährlich bis zu 16 000 Tonnen feste und 45 000 Tonnen flüssige Biomasse.
Kampf um Biomasse
Die Anlage ging im Oktober 2008 in Betrieb. «Sie ist meines Wissens europaweit einzigartig», so Philip Gassner, Geschäftsführer von SFPI. Es gäbe zwar viele Anlagen, «diese betreiben aber keine so differenzierte Materialverarbeitung». Trotz Rekordjahr seien keine Kapazitätsausbauten geplant: «Unser Ziel ist es, die bestehende Anlage möglichst gut auszulasten. Wir beobachten den Markt aber aufmerksam.». Philip Gassner sieht für seinen Betrieb drei Herausforderungen: «Wir benötigen eine ganzjährige Versorgung mit Biomasse. Es gibt verschiedene Anlagen, die sich darum bewerben. Zudem müssen wir die Kosten für die Recyclingdüngerverwertung tief halten. Die Landwirte sind noch nicht bereit, für ‹Abfall mit Düngerwert› zu bezahlen.» Nicht zuletzt wirken sich die generell rückläufigen Energiepreise auf den Verkauf aus. «Wir müssen den Mehrwert unseres Biogases, sprich die CO2-Neutralität, klar hervorheben.»
Umwelt schonen
Die Anlage verwertet organische Reststoffe wie Grünabfälle, Speisereste, Gülle und Mist. Die intensive Tierhaltung im Kanton Luzern und die Tatsache, dass kommunale Biomasse in der Region Luzern separat gesammelt wird, sind ideale Voraussetzungen für die energetische Nutzung dieser Reststoffe. So entsteht in den Fermentern der Anlage durch den Prozess der Vergärung Biogas als hochwertiger und CO2-neutraler Energieträger. Biogas findet seinen Einsatz als Treibstoff, Wärmequelle oder in der dezentralen Stromproduktion. Biogas aus Inwil wird an den Biogas-Tankstellen von energie wasser luzern (ewl) verkauft. Mit einer Tonne Grüngut kann 1000 Kilometer weit gefahren werden, und 150 kg CO2 lassen sich damit einsparen. Neben dem Gas verbleiben nach der Vergärung die Nährstoffe aus den organischen Reststoffen. Daraus werden Flüssigdünger und Bodenverbesserer hergestellt, die in der Landwirtschaft und im Gartenbau verwendet werden und einen wichtigen Beitrag zur Humusbildung leisten.
Aktionäre als Abnehmer
Das von SFPI produzierte Biogas wird vollumfänglich an die Aktionäre verkauft. Zu den Aktionären zählen 73 Landwirte aus der Region sowie Grossunternehmen wie die fenaco, ewl oder die Erdgas Zentralschweiz AG. Die aus der Vergärung entstehenden Gärreste werden in die Landwirtschaft abgesetzt oder zu hochwertigen Produkten für den Gartenbau weiterverarbeitet. Bei der Vermarktung der Gärreste arbeitet SFPI eng mit den Partnerfirmen Landor AG und Peter Briner AG zusammen.
Die Biogasanlage gewann bereits diverse Preise. Dazu gehören der Prix Pegasus von Energie Schweiz (2004), der Schweizer Solarpreis (2009) sowie der Watt d’Or (2010). (ph.)