Unternehmen
Die Natur diktiert die Produktionsmenge
Mit ihren Eigenprodukten haben Melk und Sylvia Gut aus Ennetmoos eine Ergänzung zum herkömmlichen Landwirtschaftsbetrieb erarbeitet. Sie sind dabei Produzent, Vermarkter und Marktforscher in Personalunion.
Ideen, wie sie sich mit ihrem für die reine Landwirtschaft eigentlich eher zu kleinen Betrieb behaupten können, haben Melk und Sylvia Gut viele. Am Markt behaupten sie sich seit einigen Jahren sehr erfolgreich mit Produkten, deren Rohstoffe auf ihrem eigenen Betrieb wachsen. Konkret sind es Äpfel, Nüsse und Löwenzahn. Von heute auf morgen sind die Ideen freilich nicht entstanden. «Wie bei den von uns verarbeiteten Äpfeln und Nüssen mussten auch die Ideen zum Teil in langen Prozessen reifen. Denn eine Idee», gibt Melk Gut zu verstehen, «reicht noch lange nicht.» Nicht immer führte der direkte Weg zum Ziel, zumal sich das Ehepaar Gut vorgenommen hatte, mit ihren Produkten keine Betriebe in der Region zu konkurrenzieren. «Es war uns von allem Anfang an wichtig, unseren Produkten ein Alleinstellungsmerkmal zu verpassen.»
Ausdauer und Herzblut
Was auf den ersten Blick so einfach tönt, ist es in Tat und Wahrheit nicht. Denn hinter dem Erfolg stecken Arbeit, innovatives Denken, Mut zum Risiko, Zeit und Ausdauer sowie vor allem sehr viel Herzblut. Das alles zusammen sind die «Zutaten», welche das Erfolgsgeheimnis der Familie Gut ausmachen. Und die Zutaten zu ihren Produkten stammen ausschliesslich von ihrem Hof «Feld» in Ennetmoos. Zum Beispiel die Äpfel, welche Melk und Sylvia Gut im Herbst handverlesen weiterverarbeiten, bis schliesslich der Schaumwein mit dem klingenden Namen «Apfelperle» daraus entsteht. «Wir generieren so mit den auf unserem Hof vorhandenen Äpfeln einen Mehrwert und können damit die daraus entstehende Wertschöpfung auf dem Hof behalten.»
Neue Ideen beim Nussknacken
Die gleiche Grundhaltung wie bei der «Apfelperle» hatten Melk und Sylvia Gut bei der Verwertung ihrer Baumnüsse. «Wir waren von allem Anfang an überzeugt, dass in diesem Rohstoff viel mehr steckt als bloss die schmackhaften Nusskerne.» Diese Nusskerne sind denn auch das Geheimnis ihres Nussöls. Wird bei handelsüblichen Nussölen die ganze Frucht inklusive Schale gepresst, werden bei der Familie Gut nur die Kerne kalt gepresst. Entsprechend gross ist der Arbeitsaufwand. Für einen Deziliter Nussöl braucht es die Kerne von 80 bis 100 Nüssen. Doch das Ganze hat auch eine gute Seite. Melk Gut: «Beim stundenlangen Nussknacken wurde gefachsimpelt und neue Produkte wurden geboren.» Baumnuss-Pesto zum Beispiel. Dabei wird das frischgepresste, aber noch trübe Öl in sterile PET-Flaschen abgefüllt und zum Klären abgestellt. Nach rund sechs bis acht Wochen ist das Öl glasklar, während sich am Flaschenboden die so genannten «Trubstoffe» angesammelt haben. «Diese sehr geschmacksintensive und feine Paste wird nun zu Pesto verarbeitet», verrät Sylvia Gut. Es soll sogar Konsumenten geben, welche das Pesto als reinen Brotaufstrich konsumieren. Dass die oft mit Trüffeln verglichene Rarität der schwarzen Nüsse gar den Weg in die Küchen von Schweizer Gourmet-Köchen gefunden hat, erfüllt das initiative Paar mit Stolz. Das neuste Baumnussprodukt ist eine Dusch- und Badeseife auf der Basis von Baumnussmehl und Öl. In einer kleinen Seifenmanufaktur fanden die Guts eine Person, bei der sie mit ihrer «Spinner-Idee» auf offene Ohren stiessen.
Direkter Kontakt mit Konsumenten
Der Weg war lang. Die Ausdauer aber hat sich gelohnt. Die Produkte aus dem Hause Gut sind begehrt. Doch einfach so auf Teufel komm raus wollen und können Melk und Sylvia Gut nicht produzieren. «Die Natur diktiert die Produktionsmenge. Fällt die Ernte kleiner aus, können wir auch weniger produzieren», lautet die simple Erklärung dazu. Kommt hinzu, dass sich das Ehepaar Gut dem Grundsatz der ersten Stunde treu geblieben ist und nur das verarbeitet, was sie auch selber geerntet haben. Das gilt auch für den schon längst über die Kantonsgrenzen hinaus bekannten «Lewäzahn-Wey». Melk Gut wusste nach einem Gang über die Löwenzahn-Wiese genau, wie dieser Wein schmecken sollte. Den süsslich-lieblichen Duft wollte er genau so in der Flasche haben. An der Rezeptur wurde so lange getüftelt, bis das Ergebnis stimmte. Die Resonanz auf ihre Produkte auf jeden Fall ist gross. Trotzdem wollen sie ihrer Linie treu bleiben und weiterhin mit dem Direktverkauf den für sie wertvollen Kontakt mit den Kunden pflegen – sozusagen das eigene Marktforschungsinstitut. (bc.)