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Wirtschaft und Politik im Gespräch an der AWG-Veranstaltung, von links: René Buholzer, Interpharma; Franz Escherich, MSD; Ständerätin Andrea Gmür und Regierungspräsident Reto Wyss. Bild: Jan Pegoraro
Pharma in Luzern
Pharmaindustrie – nicht nur in Basel. Der Luzerner Regierungspräsident Reto Wyss betonte an einem Anlass der Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft (AWG) in Schachen die Wichtigkeit der Pharmabranche im Kanton Luzern.
Das amerikanische Unternehmen MSD (Merk, Sharp & Dohme) ist nach Novartis eines der weltweit grössten Pharmaunternehmen mit rund 72’000 Mitarbeitenden. Über 1000 davon arbeiten bei MSD in der Schweiz. Wenig bekannt ist, dass der Weltkonzern seit mehr als 60 Jahren im Kanton Luzern tätig ist. «MSD hat in den Standort Schachen seit 2012 etwa 150 Millionen Franken investiert und bietet aktuell im Kanton Luzern rund 800 Arbeitsplätze für Festangestellte», sagte Finanzchef Franz Escherich vor 110 AWG-Mitgliedern.
Schachen: weltweite Ausstrahlung
«Der Standort Schachen ist ein Innovations- und Forschungsmotor mit internationaler Bedeutung», erläuterte Escherich. Hier betreibt MSD einen von weltweit zwei Standorten, die klinische Studien mit neuen Arzneimitteln versorgen. Die klinischen Prüfmuster werden hier verpackt, etikettiert und an klinische Zentren in der ganzen Welt verschickt. Die streng überwachten Studien zeigen, ob die neuen Medikamente wirksam und sicher sind.
Zudem verfügt Schachen über eines von vier forensisches Labors im globalen MSD-Netzwerk. Wissenschaftlerinnen und Wissenschafter arbeiten am Erkennen von Manipulationen und Fälschungen von MSD-Produkten.
Patientenwohl - zuallererst
Die nationale Bedeutung der Life Science-Branche erläuterte René Buholzer vom Branchenverband Interpharma. In der hitzigen Debatte über die Gesundheitskosten werde die Wirkung der Branche verkannt. «Die Schweizer Pharmaunternehmen entwickeln laufend neue Medikamente und Therapien, die das Leben von Patientinnen und Patienten mit schweren oder seltenen Krankheiten verbessern.» Mit Erfolg: So seien die Sterbefälle infolge Krebs zwischen 1995 und 2019 um 24 Prozent zurückgegangen – trotz konstant vieler Neuerkrankungen. Zudem seien durch innovative Medikamente alleine 2019 zwei Millionen weniger Krankenhaustage angefallen.
Taktgeber in der Innovation
«Die Pharma ist schweizweit die wichtigste Investorin in Forschung und Entwicklung», sagt René Buholzer und nennt Zahlen: «Die Pharmaunternehmen investieren in der Schweiz über 70 Prozent mehr in Forschung und Entwicklung, als sie in der Schweiz an Umsatz machen. Das heisst, für jeden Franken Umsatz fliessen allein in den Forschungsstandort CHF 1.70 zurück.» Nur dank der Pharmaindustrie sei die Schweiz bei der Einreichung von Patenten Spitzenreiter.
Grösster Beitrag an das BIP
Als Jobmotor beschäftigt die Pharma in der Schweiz rund 50'000 Personen, dazu kommen 250'000 Arbeitsplätze von Zulieferern oder Partnern. Die Bruttowertschöpfung der Branche beläuft sich auf über 74 Milliarden Franken pro Jahr. Das entspricht fast 10 Prozent des schweizerischen BIP (Bruttoinlandprodukt). Dazu kommt eine im Vergleich zu anderen Branchen hohe Produktivität: Pro Arbeitsplatz erwirtschaftet sie fünf Mal so viel Wertschöpfung wie der Durchschnitt der Wirtschaft.
Steuern in Luzern: Konzerne zahlen viel
Regierungspräsident Reto Wyss zeigte sich an der AWG-Veranstaltung erfreut, dass dank aktiver Wirtschaftsförderung und guten Rahmenbedingungen regelmässig neue Konzerne angesiedelt werden. Dabei hätten sich Life Science und Medizintechnologie sich stark entwickelt, «auch dank MSD als Motor». Für den Regierungspräsidenten ist klar: «Die Konzerne erbringen einen grossen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung.» Bester Beweis sei ein Blick auf die Steuererträge: Bei den Unternehmenssteuern – sie sind dank der Steuerstrategie in den letzten Jahren gestiegen – leisten 1 Prozent der total 35'000 Firmen im Kanton Luzern einen Steuerertrag von 62,1 Prozent.
«Damit dies kantonal und national so bleibt, haben wir höchstens Interesse an der ungebrochenen Innovationsfähigkeit der Pharmabranche», sagte Ständerätin Andrea Gmür am Podium. Dafür brauche es weiterhin optimale Rahmenbedingungen für den Forschungsplatz Schweiz und endlich geklärte, stabile Beziehungen mit Europa. (pd.)