Kopf der Woche
Reto Ettlin, Kerns, 2. Platz bei den Bauschreinern an den WorldSkills
Zwei Jahre Vorbereitung haben sich bezahlt gemacht. An den WorldSkills, den Berufsweltmeisterschaften, gewinnt der Obwaldner Reto Ettlin bei den Bauschreinern die Silbermedaille. Ein Riesenerfolg für den 20-jährigen Bauschreiner aus Kerns, der die gemachten Erfahrungen als Lebensschule bezeichnet.
Mit insgesamt 13 Medaillen an den WorldSkills in São Paulo klassierte sich die Schweiz einmal mehr als beste europäische Nation. Drei Silbermedaillen erarbeiteten sich die Zentralschweizer Vertreter mit Manuel Lipp, Carosserie-Spenglerei aus Ruswil, Yassin Fischer, Gipser-Trockenbauer aus Malters, sowie dem 20-jährigen Obwaldner Reto Ettlin, der in der Sparte Bauschreiner die Schweiz vertreten durfte. Dieser war von seinem Erfolg sichtlich überrascht, sah er doch seine Medaillenchancen am dritten Arbeitstag schwinden, «da mir zwei bis drei Fehler unterlaufen sind. Dass es am Ende doch noch für eine Medaille gereicht hat, war für mich dann ein unbeschreiblich emotionaler Moment.»
Harte Vorbereitung
In den vergangenen zwei Jahren hat sich beim Kernser Bauschreiner fast alles nur noch um die Vorbereitung für diese Berufsweltmeisterschaften in Brasilien gedreht. Training und nochmals Training war im Betrieb der Walter Spichtig AG in Sachseln angesagt. Das letzte halbe Jahr vor den Weltmeisterschaften verbrachte Reto Ettlin im Betrieb des Experten Roger Huwyler im Kanton Waadt. Dem Zufall hat der Bauschreiner nichts überlassen. Selbst den bei den Weltmeisterschaften zur Verfügung stehenden Arbeitsplatz hat er eins zu eins nachgebaut. Und als sein Werkzeug, immerhin eine Tonne schwer, zwei Monate vor den Titelkämpfen nach Brasilien verschifft wurde, lieh er sich jenes eines Kollegen aus, der vor zwei Jahren an den WorldSkills für die Schweiz am Start gewesen war.
Eine Lebensschule
In seinem Steckbrief steht unter «grösster Traum», dass sich «meine Träume verwirklichen». «Dieses Ziel habe ich nun erreicht», sagt der junge Berufsmann. Trotz seines Erfolges will er auch in Zukunft mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Realität bleiben. Seit Montag arbeitet er wieder in seinem angestammten Betrieb, der Walter Spichtig AG in Sachseln, wo man selbstverständlich riesig stolz auf den 20-jährigen Berufskollegen ist. «Ich konnte während der Zeit der Vorbereitung wie auch an den Titelkämpfen viele Erfahrungen sammeln, die ich nicht missen möchte.» Reto Ettlin spricht gar von einer Lebensschule, indem er gelernt habe, mit Druck umzugehen. Und der Druck war nicht gerade eben klein. Er habe immer gewusst, dass er in Sachen Präzision und Qualität mit den Spitzenleuten mithalten könne. «Die Erfüllung der zeitlichen Vorgaben war da schon eher knapp», stellt er rückblickend fest. Während der vier Wettkampftage musste er zwei Objekte realisieren: einen Fensterrahmen mit einem geschwungenen Teil sowie einen so genannten Dreitritt mit den unterschiedlichsten Holzverbindungen. Was ihm diese Silbermedaille noch alles bringen wird, lässt Reto Ettlin auf sich zukommen. Auf jeden Fall freut er sich vorerst einmal darauf, wieder in den Berufsalltag einzusteigen. (bc.)