Kopf der Woche
PD Dr. habil. Christiane Jung, KKS Ultraschall AG, Steinen
Über zwanzig Jahre lang arbeitete Christiane Jung in der biomedizinischen Grundlagenforschung an einem Forschungsinstitut in Berlin und lehrte zehn Jahre an der Universität Potsdam. Seit 2005 entwickelt sie als Leiterin der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der KKS Ultraschall AG neue Verfahren zur Oberflächenveredelung von medizinischen Implantaten.
Die Fachgebiete Chemie und Biochemie sind das vertraute Umfeld von Christiane Jung. An einem Forschungsinstitut der Helmholtz-Gemeinschaft in Berlin betrieb sie in diesen Bereichen biomedizinische Grundlagenforschung und hielt jahrelang Vorlesungen an der Universität Potsdam. Aus familiären Gründen zog sie 2005 in die Schweiz. Seit elf Jahren ist sie bei der KKS Ultraschall AG tätig und für den Bereich Forschung und Entwicklung verantwortlich.
Reinheit im Dienste der Gesundheit
Das Unternehmen aus Steinen SZ umfasst zwei Geschäftsbereiche. Im Bereich Anlagenbau entwickelt, produziert und vermarktet es als Komplettanbieter technologisch führende Lösungen auf den Gebieten der industriellen Reinigungs-, Ultraschall- und Oberflächentechnologie. Christiane Jung präzisiert: «Wir produzieren keine Anlagen auf Lager, wir verkaufen Verfahren. Aufgrund kundenspezifischer Bedürfnisse werden diese vorgängig in unserem Service Center getestet. Anschliessend werden die Anlagen individuell produziert.» Der zweite Geschäftsbereich der KKS ist das «Medical Surface Center»: «Hier bieten wir Ultraschallreinigungen sowie mechanische, chemische und elektrochemische Oberflächenveredelung als Dienstleistung an», erklärt Christiane Jung. Dies sei für viele Unternehmen eine wirtschaftliche Alternative zur kostenintensiven betriebseigenen Einrichtung.
Von der Grundlagenforschung zum Produkt
Gegenwärtig arbeitet Christiane Jung an einem Projekt zur antibakteriellen Funktionalisierung von Implantatoberflächen: «Wir befinden uns auf Forschungsebene und sind noch weit entfernt von einem neuen Produkt. Neben der Finanzierung suchen wir klinische Partner für die geforderten Testverfahren.» Als grösste Herausforderung in der Medtech-Branche sieht Christiane Jung die ganze Regulierungsthematik: «Ich komme aus der Grundlagenforschung. Hier bestehen viele Ansätze für innovative Anwendungen und Verfahren. Der Aufwand von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt ist kosten- und zeitintensiv, denn die Regulatoren verlangen aufwändige Zulassungsverfahren. Und die wurden in den letzten Jahren immer strenger.» Neben der Entwicklung neuer Verfahren ist Christiane Jung für alle fachlichen Fragen zuständig, die für die Qualitätssicherung der Oberflächenbearbeitung relevant sind. Zudem publiziert sie regelmässig Fachberichte für das Unternehmen. Das Team um Christiane Jung ist überschaubar. Sie arbeitet zurzeit mit einem weiteren Mitarbeiter und zwei Studenten zusammen: «Unsere beiden aktuellen Praktikanten studieren an der ETH Zürich sowie an der Hochschule Luzern, wo im Herbst 2015 der neue Bachelorstudiengang in Medizintechnik startete. Viele Projekte bearbeiten wir mit Studierenden von Fachhochschulen und Universitäten. Wir bieten regelmässig Praktikumsplätze für Studierende an.» (ph.)