Kopf der Woche
Judith Odermatt Crowley
Als Tourismusfachfrau weiss Judith Odermatt Crowley genau, was die Besucher der Schaukäserei mögen oder eben meiden. Dieses Wissen, gepaart mit den innovativen Ideen, welche sie zusammen mit ihrem Vater Ernst ausheckt, hat in den vergangenen zehn Jahren die Schaukäserei Engelberg zu einer wichtigen Stütze der Engelberger Volkswirtschaft gemacht. 1,8 Millionen Besucher haben die Schaukäserei in diesen zehn Jahren besucht. Dies ergibt einen Besucherdurchschnitt von 500 Personen pro Tag.
Judith Odermatt Crowley ist eine Frau, die alles andere als das Rampenlicht sucht. Viel lieber zieht sie im Hintergrund die Fäden und ist verantwortlich dafür, dass in der Schaukäserei Engelberg der Betrieb rund läuft. Und dies macht sie unspektakulär, dafür sehr erfolgreich. Kürzlich konnte die Schaukäserei in den Räumlichkeiten des Benediktinerklosters Engelberg das zehnjährige Bestehen feiern. Grund genug, Bilanz zu ziehen. 1,8 Millionen Besucherinnen und Besucher haben in den vergangenen zehn Jahren der Schaukäserei Engelberg einen Besuch abgestattet. Dies ergibt einen Besucherdurchschnitt von 500 Personen pro Tag. Gefragt nach dem Erfolgsgeheimnis, verrät Judith Odermatt Crowley: «Arbeit und nochmals Arbeit sowie sehr viel Herzblut für das urtümlichste Produkt der Region ? den Käse.»
Ein eingespieltes Team
Der Start vor zehn Jahren erfolgte buchstäblich bei null. Entsprechend gross war gemäss Judith Odermatt Crowley das Risiko. «Als Schaukäserei hatten wir vom ersten Tag an Käse zu produzieren, auch wenn die Absatzkanäle ausser im eigenen Käsefachgeschäft noch gar nicht bestimmt waren. Wir waren aber davon überzeugt, dass unser Konzept funktionieren wird.» Die Odermatts sind ein eingespieltes Team. Da ist Vater Ernst Odermatt. Ein Tüftler, der immer wieder an neuen Käserezepturen experimentiert und die Ratschläge seiner Frau Ruth zu Herzen nimmt, die seit der ersten Stunde an der Verkaufstheke in der Schaukäserei die Besucher bedient. Sie war es, welche die Idee für die Füllung von Weichkäse mit Weissschimmel, so genannte «Mini-Bries», hatte. Seither sind die Weissschimmelkäse gefüllt mit einer Frischkäsemasse und wahl- oder saisonweise entweder mit Baumnüssen, Bärlauch im Frühling, Trüffeln, Tomaten-Basilikum, Chili und neuerdings Wasabi. Die «Lino»-Kollektion ist ein wahrer Renner.
Klosterkäse ? Botschafter von Engelberg
Die Schaukäserei im Hof des Benediktinerklosters ist nicht mehr aus dem touristischen Angebot Engelbergs wegzudenken. Der Absatz nur im eigenen Schaukäsi-Laden würde allerdings nicht ausreichen, um den Betrieb gewinnbringend zu finanzieren. Das Urprodukt aus der Schaukäserei, die «Klosterglocke», war allerdings auch hier eine Art Wegbereiterin. Grossverteiler wie Migros oder Coop gehören heute zu den Kunden der Schaukäserei Engelberg und verkaufen die Produkte schweizweit. Dass die Migros mit ihrem Label «Aus der Region, für die Region» seit der ersten Stunde zu den Kunden der Schaukäserei Engelberg zählt, erfüllt die Mitglieder des Familienunternehmens mit Stolz. «Dies ist für uns alles andere als eine Selbstverständlichkeit», weiss die für das Marketing zuständige Judith Odermatt Crowley aus Erfahrung. Dass jedes einzelne Produkt das Haus mit dem Label «Schaukäserei Kloster Engelberg» verlässt, «ist das Ergebnis von feinfühligen und mit viel Fingerspitzengefühl geführten Verhandlungen». Wöchentlich verlassen je nach Saison zwischen 8000 und 12 000 Käse unterschiedlicher Art die Schaukäserei und werden so ganz ungewollt Botschafter ihres Herkunftsorts Engelberg. Darüber, dass dies nicht zuletzt auch ihr Verdienst ist, schweigt sich Judith Odermatt Crowley aus und verweist lieber darauf, dass die Erfolge der Schaukäserei auch jene der Milchlieferanten sind. «Das Einzugsgebiet der Milch gibt später dem Käse seinen eigenen Geschmack. In Engelberg ist die Zusammensetzung der Kräuter anders als beispielsweise im Unterland.» Die gute Zusammenarbeit mit den Bauern ist den Odermatts einiges wert. So bezahlen sie beispielsweise den Bauern für silofreie Milch durchschnittlich gegen 20 Rappen mehr auf den handelsüblichen Literpreis. Jährlich bleibt so eine zusätzliche Wertschöpfung von rund 100 000 Franken im Tal. Und da wären noch die Mitarbeitenden. «Wir sind stolz auf unsere 19 zu einem grossen Teil langjährigen Mitarbeitenden und ihnen dankbar», stellt Judith Odermatt Crowley fest. Zusammen mit den familieneigenen Angestellten werden momentan bei der Schaukäserei Kloster Engelberg 22 Personen beschäftigt.