Kopf der Woche
Beat Hess
Engelberg. Seine beruflichen Engagements lesen sich wie das Who‘s who der Wirtschaft. Am Donnerstag ist für den in Engelberg wohnhaften Beat Hess ein weiteres Mandat hinzugekommen. Die Generalversammlung hat den 67-jährigen Juristen zum neuen Verwaltungsratspräsidenten des fusionierten Grosskonzerns LafargeHolcim gewählt. Ein Amt mit sehr grossen Herausforderungen.
Beat Hess, in Sarnen aufgewachsen, in Engelberg wohnhaft, ist die Bescheidenheit in Person. Was er beruflich macht, hängt er nicht an die grosse Glocke. Und schon gar nicht, dass er in der internationalen Wirtschaft ein Schwergewicht ist. Dies hat überhaupt nichts mit falscher Bescheidenheit zu tun, sondern viel eher mit seiner Herkunft. In Sarnen verbrachte er als Sohn des damaligen Direktors der Obwaldner Kantonalbank seine Jugendjahre. Hier besuchte er wie sein Bruder und alt Ständerat Hans Hess das Kollegium. Nach der Matura studierte der heute 67-Jährige in Genf Jus, erwarb das Obwaldner Anwaltspatent und verdiente sich seine Sporen beim damaligen Obwaldner Bauamt ab, ehe der heute in Engelberg lebende und dort auch heimatberechtigte Beat Hess dem Ruf der BBC folgte und dort als Jurist seine Arbeit aufnahm. Seine Wurzeln hat er auch dann nicht vergessen, wenn er weit weg von zu Hause seinen Tätigkeiten bei einem Weltkonzern nachging. Die Bodenhaftung hat Beat Hess nie verloren. Auch jetzt nicht, wo er neben dem neuen Mandat als Verwaltungsratspräsident von LafargeHolcim auch im Verwaltungsrat von Nestlé und als Vizepräsident bei Sonova tätig ist.
Lieber im Hintergrund
Seit vergangenem Donnerstag ist Beat Hess Verwaltungsratspräsident von LafargeHolcim. Die Aktionäre wählten ihn mit 98,03 Prozent aller Stimmen zum neuen Präsidenten des Verwaltungsrats. «Ich habe das nie angestrebt», sagte der Obwaldner kürzlich in einem seiner raren Interviews. «Ich wirke lieber im Hintergrund.» Die Fähigkeiten von Beat Hess sind in der Wirtschaft jedoch hinlänglich bekannt. Und so trauen ihm nicht wenige das zu, was seinem Vorgänger als Verwaltungsratspräsident von LafargeHolcim nicht gelang: den erfolgreichen Ausbau von LafargeHolcim zum weltgrössten Zementhersteller. Seine Krisentauglichkeit hatte Beat Hess schon bei früheren Mandaten unter Beweis gestellt. So beim Weltkonzern Shell, wo sich der Jurist urplötzlich mit Sammelklagen konfrontiert sah, oder bei ABB, wo Beat Hess bei der Rettung des Konzerns eine Schlüsselposition innehatte. Im Scheinwerferlicht standen andere, doch die Fäden im Hintergrund hatte der Obwaldner fest in seinen Händen.
Schwergewicht der Wirtschaft
Beat Hess geniesst in der Wirtschaft einen hervorragenden Ruf als Finanzexperte und Jurist. Vielleicht ist es gerade seine bescheidene Art, die ihn zu einem der weltweit wichtigsten Wirtschaftsführer gemacht hat. Er kann zuhören, ist ausgeglichen und seine sprichwörtliche Gelassenheit scheint ihm bereits in die Wiege gelegt worden zu sein. Beat Hess kann aber auch ein Ziel sehr hartnäckig verfolgen, ohne dabei verbissen zu wirken. Eigenschaften, die ihm vielleicht jetzt sehr hilfreich sein können, wenn es darum geht, Ruhe in die ganze Fusionsgeschichte zwischen Lafarge und Holcim und die damit zusammenhängenden vielen Managerwechsel zu bringen. Über die notwendige Erfahrung verfügt der Engelberger auf jeden Fall, um auch dieses Projekt erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Und wo er die dafür notwendige Kraft tanken wird, ist auch schon klar: in der von ihm so geliebten Bergwelt seines Heimatkantons Obwalden. (bc.)