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  • Verantwortliche des Zentrums für interdisziplinäre roboterassistierte Chirurgie vor dem Da Vinci SP: (v.l.n.r.) Prof. Dr. med. Gunesh Rajan, Prof. Dr. med. Martin Bolli, Prof. Dr. med. Agostino Mattei und Dr. med. Fabrizio Minervini. Bild: LUKS

Der Roboter operiert mit

Behutsam steuert der Arzt am Roboter das Organ an. Dank einer hochauflösenden Kamera sieht er sein Operationsfeld vergrössert und dreidimensional. Ein nur drei Zentimeter breiter Schnitt am Körper macht es möglich – zum Vorteil der Patientin oder des Patienten. Die interdisziplinäre roboterassistierte Chirurgie am Luzerner Kantonsspital schafft neue Möglichkeiten.

Der Patient liegt mit Prostata-Tumor auf dem Operationstisch am Luzerner Kantonsspital (LUKS). Instrumente wie Schere oder Fasszange kann der Arzt samt der Hightech-Kamera über einen einzigen Schnitt am Körper einführen. Das ist möglich dank dem neuen Roboter Da Vinci SP. Die voll beweglichen Instrumente lassen sich für die Operation ferngesteuert einsetzen, kein Ellbogen oder Handgelenk stört den Arzt. Sein Operationsfeld sieht er auf dem Bildschirm vergrössert und dreidimensional. Viele der so genannten minimalinvasiven Eingriffe werden dadurch erst möglich.

Prof. Dr. med. Agostino Mattei, Chefarzt und ausgewiesener Spezialist für urologische Roboterchirurgie, steht zusammen mit Prof. Dr. med. Gunesh Rajan (HNO-Chirurgie) und Dr. med. Peter Kestenholz (Klinik für Thoraxchirurgie) samt ihren Teams für ausgewiesene Kompetenz in der Roboterchirurgie am LUKS. Die Spitalgruppe mit Standorten in Luzern, Sursee, Wolhusen und Stans konnte zudem kürzlich Prof. Dr. med. Martin Bolli, ein Aushängeschild der viszeralchirurgischen Roboterchirurgie, als neuen Chefarzt für sich gewinnen.  

Schonender und weniger Blutverlust
Seit Einführung des ersten Da-Vinci-Roboters im Jahr 2006 hat sich die minimal-invasive Chirurgie am LUKS etabliert. Erst Anfang Jahr hat das neuste Modell die Zulassung für Europa erhalten. Das LUKS nimmt damit eine Pionierrolle ein und bietet den Patientinnen und Patienten viele Vorteile gegenüber bisherigen Eingriffen. Früher brauchte es grosse Schnitte über den ganzen Bauch, heute kann der Arzt oder die Ärztin am Joystick die betroffenen Organe über einen einzigen, nur drei Zentimeter breiten Schnitt direkter ansteuern. Eine solche Operation verursacht weniger Schmerzen, reduziert den Blutverlust, senkt das Infektionsrisiko und verkürzt den Spitalaufenthalt. Erfahrungen und wissenschaftliche Studien belegen zudem, dass der Genesungsprozess beschleunigt wird und die Betroffenen schneller in den Arbeitsprozess zurückkehren können. Darüber hinaus verringert das sehr präzise Arbeiten das Risiko von Verletzungen von Gewebe, Nerven oder Blutbahnen.

Solche Innovationen dienen vorab dem Wohl der Patientinnen und Patienten und wirken entgegen der landläufigen Annahme gar kostendämpfend. Bei steigender medizinischer Qualität können Folgekosten reduziert oder gar vermieden werden.

Neue Einsatzgebiete
Bisher wurde die Roboter-Unterstützung in der Bauchchirurgie nur vereinzelt angewandt, das Einsatzgebiet fokussierte sich vor allem auf die Urologie. Prof. Martin Bolli bringt neue Kompetenz in der robotergestützten Viszeralchirurgie ein. Mögliche Einsatzgebiete sind etwa auch Tumoren des Magens, der Speiseröhre oder des Mastdarmes. Auch in der Hals-Nasen-Ohren- oder in der Thorax-Chirurgie eröffnet der Da Vinci SP neue Möglichkeiten. In diversen Fachgebieten steigt der Bedarf nach kleineren Zugängen für Operationen deutlich.

Die Zahl der Operationen mit Roboterhilfe hängt von der Komplexität und Dauer des einzelnen Eingriffs ab. Am LUKS rechnet man mit ein bis drei Eingriffen pro Tag oder knapp tausend pro Jahr. Von diesen Fallzahlen hängt auch die allfällige Anschaffung weiterer Da-Vinci-Systeme ab. Das LUKS steht der Etablierung neuer Technologien offen gegenüber und verfolgt die Entwicklung aufmerksam. Wie viele solche Roboter benötigt werden, hängt von der individuellen Spezialisierung der Operateure und Operateurinnen und der Anzahl Eingriffe bei einem bestimmten Krankheitsbild ab.

Hohe fachliche Erfahrung
Gerade die Roboterchirurgie zeichnet sich durch grosse Spezialisierung aus. Nur mit einer hohen Anzahl von Eingriffen ist die beste medizinische Versorgungsqualität möglich. Die Roboterchirurgie erfordert hohe fachliche Erfahrung sowie eine gewisse Spital-Grösse mit entsprechenden Fachpersonen und -disziplinen. Das LUKS verfügt über diese klinische und wissenschaftliche Kompetenz. Dank der neuen Technologie können in Zukunft insbesondere komplexe Tumoroperationen schonender für die Betroffenen durchgeführt werden.

Noch attraktiver als Arbeitgeber
Die medizinische Erstabklärung erfolgt möglichst wohnortnah. Bei Bedarf zieht man gezielt Spezialärztinnen und -ärzte bei – dies im Zusammenspiel zwischen den Regionalspitälern in Sursee, Wolhusen, Stans und dem Zentrum in Luzern. So können talentierte Ärztinnen und Ärzte am LUKS als Aus- und Weiterbildungsspital sowie neu universitäres Lehr- und Forschungsspital (siehe Kasten) unter der Leitung sehr erfahrener Chefärzte einen hohen Spezialisierungsgrad erreichen. Diese Fokussierung auf die Roboterchirurgie steigert überdies die Attraktivität der LUKS Gruppe als Arbeitgeberin zusätzlich. Zentrumsversorger mit genügend grossen Fallzahlen sind ein Magnet für spezialisierte Fachkräfte. Von ihrer Expertise kann die gesamte Bevölkerung der Zentralschweiz profitieren.

Erfolgreiche erste Operationen
Mitte März wurde der Da Vinci SP in Luzern angeliefert. Nach einer intensiven Testphase fanden ab Mitte April erste Operationen statt. Die beiden Chefärzte Bolli und Mattei freuen sich über die neue moderne Technologie am LUKS. Ihre bisherigen Erfahrungen sind sehr positiv und bestätigen die Richtigkeit der Anschaffung: «Wo es heute noch einen Schnitt braucht, um die Instrumente einzuführen, waren früher deren vier nötig.» Der Da Vinci SP hilft, mit modernster Technologie die Gesundheitsversorgung der Patientinnen und Patienten zu verbessern.

LUKS ist neu universitäres Lehr- und Forschungsspital
Das Luzerner Kantonsspital (LUKS) darf sich neu «universitäres Lehr- und Forschungsspital» nennen. Gemäss Vorgaben der Schweizerischen Hochschulkonferenz und der Konferenz der Gesundheitsdirektoren gilt es dank Beteiligung am Joint Medical Master Medizin in Luzern als universitäres Lehrspital. Aufgrund seiner Forschungstätigkeit erlaubt ihm der Luzerner Regierungsrat ergänzend den Zusatz Forschungsspital. Weiter wurde mit der Gründung eines Zentrums für klinische Forschung als extern getragenes Universitätsinstitut am LUKS die Zusammenarbeit zwischen Universität und LUKS weiter ausgebaut und optimale Rahmenbedingungen für akademische Forschung im Bereich der Medizin geschaffen. (pd.)

www.luks.ch

 

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