AKOMAG
DAS WIRTSCHAFTSPORTAL DE ZENTRALSCHWEIZ

Fokus

  • Das Interesse am NNZ war auch dieses Jahr riesig – rund 130 Personen waren anwesend. (Bilder: NNZ/Monique Wittwer)

Aufbruch in die Kreislaufwirtschaft – Zentralschweiz macht mehr als Recycling

Ende Januar fand bereits zum vierten Mal das Symposium des Nachhaltigkeitsnetzwerkes der Zentralschweiz (NNZ) statt. Im Fokus stand ein Thema von höchster Aktualität: die Kreislaufwirtschaft. Ziel der Veranstaltung war es, die Region Zentralschweiz zu einer treibenden Kraft für nachhaltiges Wirtschaften zu machen, indem die betroffenen Akteure aus der breiten Gesellschaft und Wirtschaft zusammenkommen können, um sich zu vernetzen und auszutauschen. Und das waren nicht wenige – rund 130 Personen haben teilgenommen.

Simon Howald (NNZ), Andrea Weber-Hansen (HSLU) und Adrian Derungs (IHZ) eröffneten die Veranstaltung mit einer klaren Botschaft: Die Kreislaufwirtschaft hat längst Einzug in Bildung, Forschung und Wirtschaft gehalten. Doch ihre konkrete Umsetzung wird noch durch Regulierungen geprägt und befindet sich in einem dynamischen Entwicklungsprozess – immer verbunden mit Herausforderungen. Umso wichtiger sei es, gemeinsam Ideen zu schmieden, denn allen Anwesenden sei bewusst: Produkte sind nur dann zukunftsfähig, wenn sie mehrere Lebenszyklen durchlaufen können. 

Dann folgte ein Nachmittag mit konkreten Ideen, Inspirationen und einem Austausch auf Augenhöhe. Experten wie Walter Weiler (Rytec Circular), Frédéric Michaud (Reffnet.ch), Matteo Trachsel (Thermoplan AG), Prof. Dr. Tobias Stucki (Berner Fachhochschule Wirtschaft) und Monika Walch (Institut für Gebäudetechnik IGE) gaben in ihren Vorträgen Einblicke in die neuesten Entwicklungen und vielversprechendsten Ansätze. Viele davon sind nämlich noch in der Start-up-Phase, weshalb auch die Bekanntmachung von verschiedensten Beratungsangeboten von grosser Bedeutung war. Wie kann man als KMU tiefere Material-, Energie- und Entsorgungskosten generieren und was sind konkrete Schritte Richtung Netto-Null-Ziel? – genau solchen Fragen widmete sich dieser einleitende Teil.  

Das «Impact Café»: Hier wurden Lösungen geschmiedet 
Das Herzstück des NNZ Symposiums bildeten die «Impact Cafés», welche in diesem Jahr neu durchgeführt wurden. In diesen interaktiven Runden hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich intensiv mit spezifischen Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft auseinanderzusetzen und gemeinsam mit Expert:innen und anderen Interessierten nach Lösungen zu suchen. Die Themenvielfalt war beeindruckend und spiegelte die Breite der Herausforderungen und Chancen wider, die mit der Kreislaufwirtschaft verbunden sind. 

Von Bau/Architektur über Textilien/Kleidung und Gastronomie/Hotellerie bis hin zu Mobilität, Industrie und Cradle to Cradle im Druck- und Verpackungsbereich wurden in den verschiedenen Sessions drängende Fragen diskutiert und innovative Lösungsansätze entwickelt. Auch Themen wie Bildung, Reinigung, kreislauffähiges Produktdesign, Humusaufbau aus Nährstoffrecycling, Wohnen/Haushalt, Spiritualität/Solidarität und Kommunikation fanden ihren Platz im Programm. 

Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, sich in den für sie relevanten Bereichen einzubringen, ihr Wissen zu erweitern und von den Erfahrungen anderer zu lernen. So stellte man beispielsweise im Bereich Hotellerie und Gastronomie viele Herausforderungen mit Food Waste oder einer generellen «Luxusgesellschaft» fest, diskutierte aber auch innovative Startups wie «ReALK», die bereits Reinigungsmittel aus übriggebliebenem Alkohol herstellen. In den «Impact Cafés» wurden nicht nur Probleme analysiert, sondern vor allem gemeinsam nach Lösungen gesucht und es entstanden inspirierende Visionen für eine zirkuläre Zukunft der Zentralschweiz. 

Das «Beschleunigungs-Board»: Expertise für die besten Ideen 
Die besten Ideen aus dem «Impact Café» wurden anschliessend dem «Beschleunigungs-Board» präsentiert. Dieses bestand aus hochkarätigen Expert:innen aus Politik (Josef Hess), Wirtschaft (Lorena Perrin) und dem Bereich Impact Investing und Philanthropie (Susanne Wittig). Sie nahmen die Ideen unter die Lupe, gaben fundiertes Feedback und zeigten Wege auf, wie diese in die Tat umgesetzt werden können. 

Stefan Heuss: Der Kreislaufwirtschafts-Erfinder
Für eine besondere Prise Humor und Kreativität sorgte der Künstler Stefan Heuss. Mit seinen witzigen Interventionen brachte er das Publikum nicht nur zum Lachen, sondern zeigte auch, wie gelebte Kreislaufwirtschaft aussehen kann. Als Erfinder nutzt er Fundstücke aus dem Brocki, um skurrile Maschinen zu bauen – von kuriosen Wellness-Geräten bis hin zu Apparaten, die Haare perfekt bürsten und stylen. 

Ein Aufbruch in eine neue Ära 
Den Abschluss bildete der Ausblick von Regierungsrat Josef Hess. Er fasste die wichtigsten Erkenntnisse des Tages zusammen und gab den Startschuss für eine neue Ära der Kreislaufwirtschaft in der Zentralschweiz. Das NNZ Symposium 2025 war mehr als nur eine Veranstaltung – es war ein Aufbruch in eine Zukunft, in der Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen. 
(lb)

  • Josef Jans leitet an der SHL Schweizerischen Hotelfachschule Luzern den Bereich Business Development & Innovation und war für das Impact Café Hotellerie und Gastronomie zuständig.
  • Es wurde rege diskutiert an den verschiedenen Ständen.
  • "Der Welsche mit Luzerner Dialekt": Frédéric Michaud ist Geschäftsführer des Vereins Reffnet.ch.
  • Auch der Humor kam nicht zu kurz – Stefan Heuss brachte die Anwesenden mit seinen Sketches zum Lachen.

zurück zur Übersicht